Seit 13.11.14 kann man die neue Solo-Ausstellung des kanadischen Künstlers Gareth Long in der Kunsthalle besuchen: Kidnappers Foil. Es ist aber keine normale Ausstellung, sondern eine außergewöhnliche Film-Installation des wenig bekannten Filmemachers Melton Barker. Ich war für euch einen Tag vor der Eröffnung vor Ort.

Es kamen einige Blogger zu dem Treffen, bei dem uns Gareth Long zunächst einige Fakten über den Film erzählt hat. Long selbst war schon letztes Jahr „Curator in Residence“ der Kunsthalle Wien. Er selbst sagt von sich, dass er zuallererst Künstler ist und dann erst Kurator. Er tut aber beides, denn „everybody does it nowadays“. Long konzentrierte sich als Künstler bei der Installation also auf kuratorische Handlungen wie Archivierung, Auswahl, Redaktion und Kontextualisierung. Eine Besonderheit der Installation ist, dass bei den 15 Screens der Ton nicht aus Kopfhörern kommt, wie man es normalerweise kennt, sondern bei jedem Screen sind oberhalb Lautsprecher. Deshalb ist es in dem Ausstellungsraum vergleichsweise laut.

 

Gareth Long erzählt den Bloggern von der Installation.

Gareth Long erzählt den Bloggern von der Installation.

Die Blogger lauschen den Worten des Künstlers und Kurators.

Die Blogger lauschen den Worten des Künstlers und Kurators.

Die Idee

„Kidnappers Foil“ ist eine Zusammenstellung von 15 Versionen desselben Films des amerikanischen Filmemachers Melton Barker. Alles begann in den 30ern in einer kleinen Stadt in Texas. Barker geht hin und sagt den Einwohnern dort, dass er einen Film mit ihnen drehen möchte. „Give me a dollar and I’ll make a film. And you get famous!“. Die Amateurschauspieler, vor allem Kinder, bezahlten tatsächlich dafür um beim Film mitspielen zu können, oder für Schauspielstunden. Zumindest aber für den Eintritt ins Kino. Denn jeder Film wurde nach Abschluss in der jeweiligen Stadt auch öffentlich dort vorgeführt, wenn auch hauptsächlich nur die Schauspieler selbst und deren Familien im Kino waren.

 

Eine Szene aus einem der Filme.

Eine Szene aus einem der Filme.

 

Insgesamt verbrachte Barker fünf Jahrzehnte damit, in amerikanischen Kleinstädten immer denselben Film zu drehen, immer mit ortsansässigen Kindern als Schauspieler. 1972 gab es dann 300 verschiedene Versionen, aber leider sind seither fast alle Filme verloren gegangen. Long verrät uns, dass Gerüchten zufolge in den letzten zwei Monaten weitere Kopien gefunden wurden. Jedenfalls hat er erstmalig die erhaltenen Exemplare gesammelt und präsentiert sie in einer „speziellen vielteiligen, synchronen Installation, die die endlosen Wiederholungen und Variationen in Barkers erstaunlichem und fast fanatischen Projekt auf die Spitze treiben.“ (Quelle: Kunsthalle Wien).

 

Eine Szene aus einem der Filme.

Eine Szene aus einem der Filme.

Die Handlung

Die Handlung des Films „Kidnappers Foil“ ist einfach: Man sieht einige Kinder im Freien spielen, es ist die Geburtstagsfeier der ca. 10-jährigen Betty Davis. In einem kurzen unbeaufsichtigten Moment wird Betty von zwei Kidnappern entführt. Die Kinder schließen sich zusammen um sie zu finden. Am Ende feiern alle die sichere Rückkehr von Betty mit einem Fest, das Gesangs- und Tanzdarbietungen umfasst. Auch Stepp-Performances sind dabei.

 

Das Script von "The Kidnappers Foil"

Das Script von „The Kidnappers Foil“

Die Intention

Was damals der Wunsch war, sich selbst im Kino zu sehen, ist heute das sogenannte „selfie“. Die Kinder hatten die Möglichkeit in einem Film mitzuspielen und dann sich selbst im Kino zu sehen. Ist doch großartig, oder? Heute machen wir selfies von uns und stellen sie auf Instagram, wo sie jederzeit und überall jeder sehen kann (theoretisch). Erika Balsom (Dozentin für Film Studies und Liberal Arts am King’s College London), die ein Essay über die Installation geschrieben hat, sieht darin eher weniger den Wunsch danach, „sich selbst abgebildet zu sehen

[…], sondern ein Bild seiner selbst für andere zu verbreiten.“ Es ist also nichts Neues. Nur anders, bzw. in einer anderen Zeit.

 

Ganz exklusiv darf ich euch auch ein Video zeigen:

 Links und Informationen

 

Die Ausstellung läuft noch bis 18. Jänner 2015.

 

www.garethlong.net

 

Kunsthalle Wien

Museumsquartier

Museumsplatz 1

1070 Wien

 

Täglich 10 – 19 Uhr
Donnerstag 10 – 21 Uhr

 

 

Kombiticket
Blue Times & Kidnappers Foil
Regulär  € 12
Ermäßigt € 9

Studierende/Schüler/Lehrlinge  € 2

 

Einzelticket
Kunsthalle Wien Museumsquartier
Blue Times / Kidnappers Foil
Regulär € 8
Ermäßigt € 6
Studierende/Schüler/Lehrlinge  € 2

 

 

Werdet ihr euch die Ausstellung ansehen? Wie findet ihr die Idee, dass es keine Kopfhörer gibt, sondern alles zeitgleich hörbar ist?