Wir alle haben es schon gehört: Die Rettung der „Hypo-Alpe-Adria“-Bank wird die Steuerzahl 19 Milliarden Euro kosten. Einige Studierende der TU Wien machten sich Gedanken darüber, wie eine Stadt aussehen würde, die man um diese Summe bauen könnte. Hypotopia war geboren!
Studierende der TU, aber auch der WU und der BOKU, sowie Chemiker und IT-Studierende waren an der Realisierung des Projekts beteiligt. Es sollte eine „voll funktionierende Modellstadt (mit allen wirtschaftlichen, sozialen und infrastrukturellen Bestandteilen) entworfen werden, deren Baukosten in Wirklichkeit dem Haftungsrahmen der notverstaatlichten Bank entsprechen.“ (Quelle: http://milliardenstadt.at/die-idee). Eine Summe von 19 Milliarden Euro (19.000.000.000) übersteigt die Vorstellungskraft der Menschen. Daher ist die Idee entstanden, die Stadt als „Modell“ aufzubauen. Und zwar im Brunnen vor der Karlskirche! Großartig, wie ich finde. Die Eröffnung der außergewöhnlichen Ausstellung fand am 15.10.14 um 18 Uhr statt. Ich war schon eine Stunde vorher dort, um ein paar Fotos zu schießen.
Der Student Lukas Zeilbauer, Projektinitiator und Bauingeneur, hat um 18 Uhr die Ausstellung eröffnet. Zunächst prangerte er an, dass Anfang des Jahres auf der Website des Parlaments nur 150.000 Bürger online unterschrieben und dagegen protestiert haben, dass wir 19 Milliarden Euro zahlen sollen. „Österreich ist faul. Wir sind eine träge Masse geworden. Das muss sich ändern. Holt euch Unterstützung. Tut etwas! Wenn ihr eine Idee habt, geht raus!“, sagt Zeilbauer. Kurz denke ich bei diesen Worten an die Aktion #unibrennt vor 5 Jahren, im Herbst 2009. Damals war eine ähnliche, aber viel emotionalere Aufbruchstimmung zu spüren.
19 Milliarden Euro entsprechen in etwa 100.000 Einwohnern – der Einwohnerzahl von Hypotopia. Aber Hypotopia ist mehr als eine Modellstadt, die zeigt, was man mit 19 Milliarden Euro machen könnte. Sie ist vielmehr ein Modell der Zukunft. Die Stadt ist energieeffizient, versorgt sich selbst durch sogenannte „vertikale Gärten“ und Bepflanzung von Dächern und Anbauflächen und ist komplett autofrei. Außerdem wird eine architektonisch neue Bauweise eingesetzt: Der LifeCycleTower (LCT). Ziel ist es, eine möglichst große Ressourcenproduktivität zu erreichen.
Bei dem Projekt waren fast 100 Leute beteiligt und sehr viele Sponsoren haben das Projekt unterstützt, ohne vorher genau gewusst zu haben, worum es überhaupt geht. Zum Schluss hat sich Lukas Zeilbauer bei den rund 500 Besuchern bedankt, die zur Eröffnung gekommen sind: „Danke, dass ihr alle da seids!“ Denn das Projekt lebt davon, dass sich die Wiens Einwohner einbringen. So können jederzeit „Bäume“ gepflanzt werden, wie ihr oben an den Bildern erkennen könnt (nähere Infos dazu gibt’s auf www.milliardenstadt.at). Bei den starken Regenfällen vor ein paar Tagen wurde die Modellstadt komplett überflutet und einige Leute haben das Wasser ausgepumpt.
Nach Lukas Zeilbauer sprachen Hermann Knoflacher (Verkehrsexperte an der TU Wien) und der Grünen-Abgeordnete Werner Kogler einige Worte. Beide gratulierten den Studierenden zu dem großartigen Projekt und betonten dessen Wert für die Bürgerinnen und Bürger.
Im Zuge der Ausstellung finden seit 15.10. zahlreiche Vorträge und Aufführungen statt. Folgende Termine stehen noch an:
- 28.10.14: 18:30, Vorträge Technik, TU-Hörsaal 7
- 29.10.14: 17:15 Tatort Hypo, Darstellung der Bewegung, Ziele und Erfahrungsaustausch, 18:30 Podiumsdiskussion: Wirtschaftskrise vs. Gesellschaftskrise – Nach uns die Sintflut oder sind wir die Sintflut?
- 30.10.14: Abschlusskundgebung am Karlsplatz
Fakten zu Hypotopia
- 19.000.000.000 Euro Budget
- 102.574 EinwohnerInnen
- 12,17 km2 Stadtfläche
- 10.200 Arbeitsstunden, die von den Studierenden freiwillig in das Projekt investiert wurden
- 70 Tonnen Beton3.400 Einzelteile
Linktipps:
- Die informative Website zur Milliardenstadt: www.milliardenstadt.at
- Die Milliardenstadt auf Facebook: http://www.facebook.com/milliardenstadt
- Ein Interview mit Lukas Zeilbauer: http://www.sumomag.at/hypotopia-ein-protest-beton
- Gebietsbetreuung Stadterneuerung auf Facebook: http://www.facebook.com/gbsternwien
Habt ihr euch Hypotopia schon angesehen? Was haltet ihr davon? Habt ihr vielleicht selbst ein Stadtprojekt vor Augen und wisst nur nicht genau, wie ihr es angehen sollt?
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