Die Virgilkapelle wurde Ende 2015 wieder eröffnet. Ein guter Grund für die igersaustria, sich die Kapelle einmal genauer anzusehen! Außerdem waren wir im Anschluss im jüdischen Museum und durften einen Blick in die Mittelvitrine werfen, die normalerweise nur für Forschungszwecke geöffnet wird.
Die Virgilkapelle kann man ganz einfach besuchen, indem man bei der U-Bahn Station „Stephansplatz“ aussteigt. Der Eingang befindet sich eine Ebene unter dem Straßenniveau.
Der Bau der Virgilkapelle wird um 1220 herum vermutet, möglicherweise von Leopold VI. Damals kannte man noch keine gotischen Bauwerke, es sind aber Rundbögen zu erkennen. Diese waren damals typisch für Wien. Es handelt sich eigentlich um einen Stil aus verschiedenen Baurichtungen. Oberhalb von der Virgilkapelle befand sich die Magdalenenkapelle. Anfang des 13. Jahrhunderts wurde eine Zwischendecke eingezogen und die Virgilkapelle wurde mit der Magdalenenkapelle verbunden. Der Zwischenbereich wurde wahrscheinlich als Karner (Einlagerung von Knochen aus dem damaligen Friedhof) genutzt.
Beide Bauten wurden mit Hilfe von farbigen Pflastersteinen am Stephansplatz gekennzeichnet. Die Magdalenenkapelle in rot und die Virgilkapelle in weiß.
Die Virgilkapelle wurde erst in den letzten 2-3 Jahren so richtig erkundet. Damals konnte man sich die Virgilkapelle auch schon durch ein Fenster in der U-Bahn-Station ansehen, aber hineingehen konnte man damals noch nicht. Jetzt befindet sich dort sogar ein kleines Museum „Wien im Mittelalter“.
Jüdisches Museum
Hannah Landsmann vom jüdischen Museum hat uns herzlich in der Dorotheergasse empfangen. Der zweite Teil des jüdischen Museums befindet sich am Judenplatz, ca. 10 Minuten von der Dorotheergasse entfernt
Hannah Landsmann hat uns das Schaudepot gezeigt und dabei wurde die Mittelvitrine für uns geöffnet. Die Mittelvitrine gibt es seit 1996 und man kann sich dafür einen Multimedia-Guide um 4 Euro kaufen.
Hier werden unzählige Gegenstände ausgestellt, die nicht hier wären, hätte die Synagoge 1938 nicht gebrannt. 1935 gab es das erste jüdische Museum, welches 1938 von den Nazis geschlossen wurde. Die Objekte wurden damals entweder zerstört oder an andere Museen weitergegeben. In den 50er Jahren bemerkten die Museen, dass sie etwas haben, das nicht ihnen gehört und die Objekte wurden dem Kultusverein übergeben, sie wiederum gaben die Gegenstände dann dem jetzigen jüdischen Museum zurück. Das Schaudepot besteht aber auch aus sehr vielen Leihgaben. Ein großer Bestand kommt zum Beispiel von Max Berger. Er sammelte antisemitische Figuren, welche erstmalig ausgestellt sind. Was er sich dabei gedacht hat? „Wenn ich es habe, haben es die anderen nicht!“ – was natürlich so nicht funktionieren kann. Die Figuren sind vom Besucher abgewandt ausgestellt und gegenüber befindet sich ein Spiegel. Die Sammlungsleiterin, Dr. Gabriele Kohlbauer-Fritz, hatte die Idee, die Objekte umzudrehen. Man sieht sich selbst und die Objekte, was zu Selbstreflexion führen soll.
Nach dem Besuch im jüdischen Museum in der Dorotheergasse sind noch einige Instagramer unter uns zum Museum am Judenplatz gegangen. Auch dieses kann ich empfehlen. Dort befindet sich das Mahnmal für die österreichischen jüdischen Opfer der Shoa und genau darunter kann man die Synagoge besichtigen, die erstmals 1204 erwähnt wurde. Im Jahr 1421 ist sie während der Wiener Gesera niedergebrannt. Damals wurden alle Juden aus Wien vertrieben oder bei lebendigem Leibe verbrennt. Einige sperrten sich in der Synagoge ein. Ein Rabbiner selbst hat die Synagoge dann in Brand gesetzt und für sich und die anderen den Freitod gewählt, um der Taufe zu entgehen.
Danke für den Tipp, sowohl Virgilkapelle als auch das jüdische Museum kommen auf meine To-Do-Liste :-)
Liebe Grüße, Christine
Das freut mich, ein Besuch zahlt sich auf jeden Fall aus :)