Der österreichische Künstler Gottfried Helnwein ist wohl am bekanntesten für das Portrait, das er von Marilyn Manson gemacht hat. Dass ich ihn einmal kennen lernen würde, hätte ich nie gedacht. Aber es kommt ja immer anders, als man denkt.
Anlässlich der diesjährigen Ringturmverhüllung, die seit 2006 jährlich stattfindet, hat mich die Wiener Städtische Versicherung, zusammen mit anderen Leuten, zu einem exklusiven Instawalk mit Gottfried Helnwein eingeladen. Treffpunkt war beim Tel Aviv Beach am Donaukanal, gegenüber dem Ringturm. Als Gottfried Helnwein mit seiner Frau kam, begrüßte er jeden von uns sehr herzlich! Bei einem Getränk haben wir uns erstmal erfrischt und Gottfried Helnwein hat mit uns über Social Media und die DSGVO, die zu dem Zeitpunkt noch ganz aktuell war, gesprochen.
Blick auf den Ringturm vom Liebermannhof
Dann ging es weiter in das Gebäude des Liebermannhofs, gegenüber vom Ringturm. Angekündigt war, dass wir aufs Dach hinaufgehen, um den verhüllten Ringturm perfekt fotografieren zu können. Und tatsächlich. Der Blick hinüber und über Wien war einmalig.
Als wir dort oben standen, habe ich Gottfried Helnwein gefragt, was denn der Text „I SAW THIS“ zu bedeuten hat. Obwohl eine eigene Interpretation ohnehin nicht so schwierig ist. Doch ich wollte seinen Standpunkt dazu wissen. Er hat von Goya gesprochen, der vor 200 Jahren zum ersten Mal Krieg, nämlich den spanisch-französischen, in seinen Radierungen als das dargestellt hat, was es war: Tod, Blut, Verletzungen, auch den Menschen als Bestie. Also nicht die Heldentaten, die sonst immer gemalt wurden. Darauf wollte er hinaus. Ein Mädchen, das eine Waffe in seinen Händen hält, deutet auf die vielen Kindersoldaten hin, die dazu gezwungen werden, Waffen zu tragen. Überall auf der Welt herrscht Krieg und niemand tut etwas dagegen. Ganz im Gegenteil. Es wird immer noch mehr aufgerüstet. Gottfried Helnwein sagt weiter, dass, wenn ein Dritter Weltkrieg zustande kommt, dies der letzte sein würde. Denn viele Länder verfügen über Atomwaffen, sprich die Waffen, die man heute verwendet, sind um einiges schlimmer als die, die im 2. Weltkrieg benutzt wurden.
Dieses Gespräch fand ich überaus interessant. Man hat auch gemerkt, dass es ihm ein großes Anliegen war, mit uns darüber zu sprechen. Aber wirklich entzückend war, wie sehr ihm und seiner Frau es dort oben gefallen hat, das Werk von einer ganz anderen Perspektive zu sehen.
Am Ringturm
Danach sind wir zum Ringturm hinüber gegangen und nach einer kurzen Paternoster-Fahrt (einer der sechs letzten in Wien!) fuhren wir mit dem Lift in den 22. Stock. Die Aussicht von dort oben war noch um einiges besser als vom Gebäude gegenüber! Wunderbar.
Gottfried Helnweins Werk jedenfalls, polarisiert in jeder Art und Weise. Ich kann mir nicht vorstellen, nichts zu empfinden, wenn man es das erste Mal sieht. Ob es ok ist, so etwas im öffentlichen Raum zu zeigen?
„Wenn Ihnen ein Kunstwerk nicht gefällt: Schauen sie einfach nicht hin!“
– Gottfried Helnwein.
Gottfried Helnwein, gebürtiger Wiener aus dem 10. Bezirk und Kind einer Arbeiterfamilie, setzt mit dem Werk einen flammenden Appell gegen Gewalt, Terror und Angst mitten ins Wiener Stadtzentrum. Das Motiv ist 4.000 Quadratmeter groß und ziert bis September die Außenfassade des Ringturms. Die heurige Ringturmverhüllung steht außerdem ganz im Zeichen der hundertjährigen Republik. Der Ringturm wurde übrigens am 14. Juni 1955, fast auf den Tag genau einen Monat nach Unterzeichnung des Staatsvertrags, feierlich eröffnet. Das erste Bürohochhaus Wiens gilt als ein Symbol für Freiheit und den Wiederaufbau Österreichs.
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