„Geschrieben habe ich immer gerne, auch wenn es nur irgendwelche Liebesbriefe waren!“

Der Wiener Autor Lukas Pellmann (a.k.a. Philip Schneider) veröffentlicht unter seinem Synonym Lukas Pellmann ab 30. Oktober den Krimi „Mord im Zweiten“ als e-Book in fünf Teilen. Weil ein e-Book alleine aber zu wenig wäre, hat er beschlossen, das ganze interaktiver zu gestalten: Der Protagonist hat einen Instagram-Account und per WhatsApp können die Leser Tipps und Beobachtungen mitteilen.

 

Lukas Pellmann

Lukas Pellmann. Autor von „Mord im Zweiten“

 

Hallo Philipp, oder sollte ich dich lieber Lukas nennen?

(Lacht) Es geht beides. Ich war vor kurzem zum Beispiel bei einer Lesung von Thees Ullmann und da habe ich mir auch als „Lukas“ eine Widmung in mein Thees Ullman Exemplar schreiben lassen.

 

Warum der Künstlername?

Pellmann war der Mädchenname meiner Mutter. So um 2009 herum, als ich zu schreiben begonnen habe, ist meine Mutter gestorben. Da habe ich zum ersten Mal am eigenen Leib gespürt, wie es ist, wenn jemand aus dem Leben gerissen wird. Das war für mich so ein Aha-Effekt aus einer traurigen Sache heraus, die aber viel in mir ausgelöst und Energie freigesetzt hat. Deshalb habe ich mich damals, auch wegen meinem damaligen Arbeitgeber, dazu entschieden. Ich wollte das trennen. „Lukas“ ist dazugekommen, weil meine Frau gesagt hat, Lukas passt gut zu Pellmann (lacht).

 

Was hat dich nach Wien gezogen? Du kommst ja ursprünglich aus Essen.

Ja, ursprünglich komme ich aus dem Ruhrgebiet. Ich war elf Jahre alt, als meine deutsche Mutter und mein österreichischer Vater beschlossen haben, nach Wien zu gehen. Mittlerweile bin ich seit 25 Jahren in Wien!

 

Und wo habt ihr in Wien gelebt?

Aufgewachsen bin ich im Wohnpark in Alterlaa im 23. Bezirk. Dort ist es als Kind oder Jugendlicher sehr cool, weil alle deine Freunde in der Anlage wohnen. Dann habe ich im 21. gewohnt, danach im 6, im 16. und jetzt im 2.

 

Du hast Geschichte und Politikwissenschaften studiert. Wie bist du zum Schreiben gekommen?

Ich habe schon im Gymnasium bei der Schülerzeitung geschrieben. Das war so das erste, wo ich mich wirklich mit dem Schreiben auseinandergesetzt habe. Geschrieben habe ich aber immer sehr gerne, und wenn es nur irgendwelche Liebesbriefe waren (lacht). Generell ist Schreiben für mich etwas, wo ich mich besser ausdrücken kann, als wenn ich mit jemandem spreche. Neben der Uni habe ich bei der evangelischen Entwicklungszusammenarbeiter, einer NGO, das Mitgliedermagazin befüllt. Dann habe ich begonnen, beim Planet von der Grünen Bildungswerkstatt zu schreiben. Über einen Bekannten bin ich dann zur Raiffeisenzeitung gekommen. Die haben damals jemanden für die Klimaschutzberichterstattung gesucht. Da bin ich dann hängen geblieben und habe dort sieben Jahre gearbeitet. Am Ende war ich dort stellvertretender Chefredakteur und habe auch über Sportsachen geschrieben, was mir am liebsten war. 2009 habe ich dann neben den beruflichen Sachen einige Ideen gehabt, die einmal in Richtung Buch gehen könnten.

 

Worum geht’s im Krimi?

Die Grundidee ist da. Ich kann dir sagen, dass der Direktor des Karltheaters ums Leben kommt. Es gab früher auf der Praterstraße, wo jetzt der Galaxytower steht, das Carltheater mit C. Das war so ein richtig schönes altes Vorstadttheater so wie das „Theater in der Josefstadt“. Dieser Valentin Karl wird am 27. Oktober in der Früh am Riesenrad baumelnd gefunden. Es gibt mehrere inhaltliche Sachen, die jetzt gerade in Wien aktuell sind. Das eine ist die Flüchtlingsthematik. Valentin Karl war ein Geschäftsmann, aber auch ein alter Linker. Er hat aus Traiskirchen 5-6 Flüchtlinge geholt, die er im Theater aufgenommen hat. Rund um diese Flüchtlinge hat er auch ein Stück entworfen, das am 6. November im Karltheater Premiere hat, so viel kann ich auch schon verraten. Die Flüchtlinge leben im Theater und verschwinden, als sie gehört haben, dass Valentin Karl ums Leben gekommen ist. Dann ist die Kaiserwiese ein Thema, die im zweiten Bezirk wegen der konsumorientierten Beispielung durch die Wiener Wies‘n immer für Aufregung sorgt. Da gibt es eine Bürgerinitiative, die auch Teil des Handlungsstrangs ist. Valentin Karl hat sich dort Feinde gemacht, weil er sich für die Bespielung eingesetzt hat. Er hat gehofft, dadurch mehr Leute in den Bezirk zu bekommen, die dann vielleicht auch in sein Theater kommen. Das heißt, dass du viele reale Sachen aus dem Bezirk oder generell Sachen aus Wien hast, die irgendwie in dem Fall verwoben sind und dazu auch eine politische Geschichte: Ursprünglich wollte ich den Krimi im Oktober rund um die Wien-Wahl spielen lassen. Deshalb gibt es auch die FBW – die Freien Bürger Wiens, die sich sehr gegen Ausländer, Flüchtlinge und so weiter einsetzen. Allerdings habe ich mir im Juli den Arm gebrochen, deshalb musste ich das ganze um ein Monat nach hinten verschieben. Das Thema habe ich aber trotzdem beibehalten, weil ich es nach wie vor sehr wichtig und aktuell finde. Der Kommissar Moritz Ritter und Vera Rosen, seine Kollegin, ermitteln dann ein bisschen so vor sich hin und sehen viel vom zweiten Bezirk, wodurch auch der Leser viel vom zweiten Bezirk sieht.

 

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Der Krimi besteht ja aus fünf Teilen…

Genau. Im ersten Teil passiert der Mord, im fünften Teil wird er gelöst. Jeder nächste Teil erscheint an einem Freitag, beginnend mit 30. Oktober. Am 27. November erscheint der letze Teil. Jeden Freitag gibt es auch eine Lesung, passend zu dem Teil, der an dem Tag erschienen ist. Die Locations werden auch inhaltlich mit dem Krimi zu tun haben. Die Leute können unter der Woche dem Kommissar Moritz Tipps via WhatsApp geben. Wenn sie zum Beispiel meinen, irgendetwas beobachtet zu haben oder wenn sie Vermutungen haben, in welche Richtung sich die Kommissare einmal umschauen sollten. Wenn es sinnvolle Tipps sind, werden diese sogar im nächsten Teil aufgenommen. Entweder es wird nur in einem Nebensatz erwähnt oder es entsteht dann tatsächlich ein kleiner Handlunsstrang. Die Leser haben die Möglichkeit, sich selbst im nächsten Teil wiederzufinden. So kann er zum Akteur werden und das ist auch ein Teil der Interaktivität, die ich ganz spannend finde.

 

Wie genau funktioniert die Zusammenführung von Instagram und e-book?

Beim jetzigen Leopoldstadt-Krimi kann der User oder Leser zum Beispiel am 3. November schauen, wo der Kommissar Moritz gerade unterwegs ist, oder in welche Richtung die Ermittlungen laufen könnten. Der Instagram-Account hat dann auch einen wirklichen Zusatznutzen für den Krimileser. Moritz ist schon seit ein paar Tagen in Wien und postet schon fleißig wenn er nach der Arbeit noch unterwegs ist und sich Sachen in Wien anschaut oder wenn er etwas Gutes gegessen hat. Das sind jetzt noch allgemeine Geschichten. Sobald der Krimi dann startet, sind es Sachen, die tatsächlich mit dem Krimi zu tun haben.

 

Warum ist der zweite Bezirk für dich so ein spannender Bezirk?

Für mich ist er der abwechslungsreichste Bezirk von ganz Wien mit wachsenden historischen Vierteln, die wie die jüdischen Teile auch sehr viel Geschichte haben. Dem gegenüber die Neubauviertel wie das Nordbahnhofgelände oder die WU. Diese Viertel sorgen auch für Kontroversen, was ich sehr spannend finde. Du hast sehr viel Grün durch den Prater, du hast den Donaukanal und die Donau. Das heißt, du hast sehr viele Möglichkeiten, etwas zu unternehmen oder Fotos zu machen, die du einfach in anderen Bezirken nicht hast, weil du dort kein Wasser und nicht so viel Grün hast. Es gibt derzeit auch einen sehr spannenden Mix an Leuten. Es herrscht eine gewisse Aufbruchsstimmung. Durch die ganzen Neubauten oder die WU hast du auch viele junge Leute im Bezirk, was manche Viertel nicht nur zu ihrem Vorteil verändert..

 

Vielen Dank für das nette Interview!

 

Lesungen

 

Hier ein Überblick über die Lesungen, Philipp bittet um Anmeldung unter lukas.pellmann@gmx.at. Bei jeder Lesung wird es auch einen Überraschungsact geben, es zahlt sich also auf jeden Fall aus, vorbeizuschauen!

 

Lesung Teil 1: 30. Oktober 2015, 19 Uhr, Hotel Der Wilhelmshof
Kleine Stadtgutgasse 4, U1/2 Praterstern

Die WhatsApp-Nummer wird im 1. Teil veröffentlicht.

 

Lesung Teil 2: 6. November 2015, 19 Uhr, Kunstkanal
Ulrichgasse 1a, U1 Nestroyplatz

 

Lesung Teil 3: 13. November 2015, 19 Uhr, Balthasar Kaffee Bar
Praterstraße 38, U1 Nestroyplatz

 

Lesung Teil 4: 20. November 2015, 19 Uhr, Grätzelzentrum der GB*2/20
Max-Winter-Platz 23, U1/2 Praterstern

 

Lesung Teil 5: 27. November 2015, 19 Uhr, tachles – das kulturcafé
Karmeliterplatz 1, 2/5A Karmeliterplatz (U2 Taborstraße)

 

Instagram-Accounts

@der.moritz.87

@lukas_pellmann

@lucca_liebt_wien

@leopold_stadt

 

 www.mordimzweiten.at